Gegenwärtig arbeitet der Landesvorstand der Tafel Sachsen e.V. intensiv an Lösungen,
um die Arbeitsfähigkeit der Landeslogistik im Interesse seiner Mitgliedseinrichtungen und des Verbandes über den 31.12.2024 aufrechterhalten zu können.
Quelle: Wochenkurier/ Tafel Sachsen 16.07.2024 /
Link zum Beitrag: Tafel Sachsen und Dresdner Stollen-Lager gekündigt – Dresden – WochenKurier
Sachsens Tafeln verliert ihr Domizil am Messering 20 im Ostragehege. Der Standort ist das Logistiklager für alle 45 regionalen Tafeln in Sachsen sowie Ústí nad Labem und Decín. Bis zum 31. 12. dieses Jahres muss Cheflogistiker Dietmar Haase mit seinen Ehrenamtlern das Lager räumen, insgesamt 400 Quadratmeter, davon 200 Quadratmeter Kühlung. Die ursprüngliche Kündigung lautete sogar auf den 30. Juni. Der Eigentümer war kulant. Das gesamte Gelände samt historischem Kühlhaus wurde an den Eigentümer umliegender Flächen verkauft. Der Messering 20 ist das Filetstück im Rondell, die Straßenbahn 10 fährt hier bis vor die Tür in die Gleisschleife ein. Rundherum sind bereits schicke Büros für Startups entstanden. Letzter Anstoß war offenbar der Auszug des größten Mieters „Chef Kulinar“, der in Pirna einen neuen Standort gebaut hat. Gekündigt sind unter den 17 Mietern auch Dresdner Stollenbäcker, die hier traditionell ihre Weihnachtsstollen einlagern. Der Stollenschutzverband äußerte sich dazu noch nicht. „Jeder sucht nun“, sagt Dietmar Haase. Seit 20 Jahren managt der inzwischen 82-jährige frühere DRK-Landesgeschäftsführer die Warenströme der sächsischen Tafeln. In einer Woche werden hier etwa 10 bis 15 Tonnen an Lebensmitteln umschlagen. Wird Pizza geliefert, kommt gleich ein ganzer Lastzug, sonst ist es unrentabel für die Großspender. Alles muss ausgeladen, sortiert, manchmal von Hand neu deklariert werden, wenn Chargen fehl etikettiert sind und dann wieder zusammengestellt und verteilt werden – ohne dass etwas verdirbt. Vor allem die 30 bis 35 ländlichen Tafeln, die keine Großmärkte im eigenen Gebiet haben, sind auf das zentrale Warenlager Dresden angewiesen. Dreimal die Woche werden in den Tafeln Lebensmittel ausgegeben, je nach Bedarf. Rgionale Tafeln bringen ihrerseits auch Waren in den zentralen Pool ein. ; die Bautzner bringen zum Beispiel Senf mit, die Annaberger tiefgefrorene vegane Burger & Schnitzel, die Wurzener Knabbergebäck, die Tschechen Cola in pfandfreien Dosen. Großspenden kommen in Sachsen nur von Müllermilch und Frosta. Denn Sachsen hat keine großen Hersteller, hier springt der Bundesverband der Tafeln ein. Eine riesige logistische Herausforderung. Das alles macht Haase übrigens im Ehrenamt, für 40 Euro im Monat. Doch einen neuen Standort zu finden, stellt selbst das alles in den Schatten. „Wir haben kein Projektteam, wir sind keine Verwaltung“, sagt Haase. Die Bürokratie wird unser Hauptproblem werden und natürlich das Geld, ist er sich sicher. Schon jetzt hat er einen 29-seitigen Antrag für eine mögliche Umnutzung einer Halle im Hafen gestellt. Aber so einfach ist das nicht. Grundstücke müssen vermessen, Umbauten genehmigt und ausgeführt werden. Woher soll dafür das Geld kommen? Vorige Woche gab es ein Gespräch mit Ministerpräsident Michael Kretschmer. Der hat Hilfe bei der Standortsuche versprochen. Die wird auch dringend nötig sein, denn der Tafel-Verein ist kein Verein wie andere. Routinemäßig verweisen Ämter Bedürftige an die Tafeln, die im Grunde keine staatliche Institution sind, aber trotzdem deren Aufgaben mit schultern.