Pressemitteilung, 23. Dezember 2025Tafel Sachsen legt Jahresbilanz „Lebensmittelrettung 2025“ vor
Knapp 1.200.000 Kilogramm Waren bewegt – Zentrale Logistik für Ortstafeln unverzichtbar
Der Landesverband Tafel Sachsen e.V. präsentierte jetzt vor seinen Mitgliedstafeln die vorläufige Logistikbilanz für das Jahr 2025 und macht damit deutlich, wie leistungsfähig und zugleich strukturell gefährdet die Versorgung der Tafeln im Freistaat ist. In diesem Jahr wurden insgesamt 1.162 Tonnen Großspenden über die Landeslogistik entgegengenommen, wobei ein Drittel aus zentral bereitgestellten Spenden des Bundesverbandes stammte und zwei Drittel vom Landesverband selbst akquiriert wurden. Hinzu kamen 64.000 Kilogramm aus dem sächsischen Spendenpool regionaler Tafeln, die oftmals aus Platzgründen einen Teil der von ihnen akquirierten Spenden dann an den Landesverband weitergeben. „Große Industriepartner unterstützen inzwischen zunehmend mit umfangreichen Warenspenden den Landesverband, der diese dann wieder an die im Freistaat Sachsen aktiven lokalen Tafeln weiterleitet. Dies reicht dann von 709 Paletten Trockenwaren von NISSIN, die dann auch über die Landesgrenzen hinweg in die Nachbartafeln in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Bayern geliefert werden, bis hin zu 180 Paletten Trockenwaren der Wurzener Nährmittel und bis zum Stichtag 15. Dezember auch reichlich 155.000 Kilogramm Molkereiprodukte aus Leppersdorf, die über fast das gesamte Jahr hinweg in unterschiedlichsten Chargen geliefert wurden“, so Landesvorsitzender Stephan Trutschler.
Von den eingegangenen Waren wurden wiederum 654.000 Kilogramm per Abholung durch regionale Tafelfahrzeuge und weitere 198.000 Kilogramm durch Belieferungen des Landesverbandes verteilt, sodass insgesamt 852 Tonnen direkt an Einrichtungen im Freistaat ausgegeben werden konnten. Bis zum 15. Dezember 2025 wurden 653 Abholungen und 240 Belieferungen registriert. Die enge Zusammenarbeit mit den tschechischen Food-Banken führte zudem zu einem grenzüberschreitenden Warenfluss von 75.000 Kilogramm, überwiegend Molkereiprodukte im Tausch gegen Getränke, was einmal mehr die Bedeutung funktionierender europäischer Lebensmittelrettung unterstreicht.
Trotz dieser hohen Leistungsfähigkeit war das Jahr 2025 geprägt von erheblichen Belastungen. Der Verlust der langjährig genutzten Lagerflächen im Dresdner Ostragehege und der Umzug in das neue Logistikzentrum an der Saydaer Straße 3 brachten Kosten von rund 250.000 Euro mit sich. Diese verteilten sich gleichermaßen auf den Kauf und Einbau von Kühltechnik und entsprechenden Ausrüstungen, die den hohen lebensmitteltechnischen Anforderungen entsprechen mussten, wie auch Umzugskosten an sich. Dies, obwohl mehr als 3.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden sowie vielfältige Unterstützung durch Partner wie das Deutsche Rote Kreuz Zittau, aber auch zahlreiche Sachleistungen erbracht wurden. Gleichzeitig stiegen zudem Energie-, Miet- und Transportkosten erheblich, während die strikten Förderrichtlinien des Freistaates es nicht ermöglichten, die vorhandenen Mittel für laufende Betriebs- und Logistikkosten zu verwenden. Auch größere Einzelspenden konnten diese strukturellen Defizite nicht dauerhaft auffangen, sodass der Landesverband dringender denn je auf Spenden angewiesen ist
Parallel dazu erlebte der Verband aber auch eine starke Welle der Solidarität aus Gesellschaft, Wirtschaft und Kommunen. Die diesjährige EDEKA-Tafelaktion im Spätherbst, die analog zu den REWE-Tafeltütenaktionen lief, brachte hunderte prall gefüllte Lebensmitteltüten bei den regionalen Tafeln ein. Auch die Lidl-Pfandspende ist immer wieder ein wichtiger und fast unverzichtbarer Unterstützer für die sächsischen Tafeln. „Aber auch Einzelaktionen machen uns Mut,“ ergänzt Trutschler. So spendete der Dresdner Grünkohlkönig Wolfgang Schaller gemeinsam mit der Herkuleskeule 1.000 Euro aus seiner Matinee, das Radebeuler Unternehmen bestHEAT unterstützte die Tafel Radebeul mit einer Heizlösung im Wert von 1.150 Euro und auch fast alle sächsische Lions Clubs sind gemeinsam mit den Rotariern und den Round Tablern zuverlässige Partner der jeweiligen Tafeln und dies seit teilweise schon drei Jahrzehnten. Ein besonders starkes Signal setzte die Argo Residential GmbH mit einer 20.000-Euro-Spende zur Eröffnung des neuen Logistikzentrums und auch der Vermieter überwies als Spende 24.000 Euro, die maßgeblich für die Anlaufkosten am neuen Standort eingesetzt wurden. Diese Vielzahl an Beispielen zeigt die hohe gesellschaftliche Unterstützung der Tafeln im Freistaat, „die aber im kommenden Jahr auch in Hinblick auf weitere Spenden deutlich ausgeweitet werden muss, um auch weiterhin einen Beitrag zur Sicherung des sozialen Friedens gewährleisten zu können“, so die Hoffnung der ausschließlich ehrenamtlich arbeitenden Landesvorstandsmitglieder.
Die Jahresbilanz macht zudem sichtbar, welch große Verantwortung die sächsischen Tafeln tragen. Rund 900.000 Abholungen wurden landesweit an den Ausgabestellen registriert und über 1.000 Ehrenamtliche engagieren sich für die Lebensmittelrettung und die Versorgung von Menschen in Not. Gerade im ländlichen Raum wäre aber auch ohne die zentrale Landeslogistik eine flächendeckende Versorgung kaum denkbar. Der Landesverband fordert daher erneut eine grundlegende Anpassung der Fördermöglichkeiten, insbesondere eine dauerhafte Sockelförderung für Betrieb, Personal und Transport, wie sie in anderen Bundesländern längst üblich ist. „Investive Förderungen seien wichtig, reichten jedoch nicht aus, um die tatsächlichen Betriebskosten zu decken und die Versorgung stabil zu halten. Die Bilanz 2025 zeigt trotz aller Widrigkeiten ein Jahr intensiver Arbeit, gesellschaftlicher Unterstützung und großer logistischer Leistungsfähigkeit und ist zugleich ein eindringlicher Appell an Politik und Öffentlichkeit, die Tafeln als unverzichtbare Säulen des sozialen Zusammenhalts im Freistaat nachhaltig zu sichern“, so der Landesvorsitzende abschließend.
Seit 2006 unterstützt der Landesverband Tafel Sachsen e.V. jährlich rund 200.000 von Armut betroffene Bürgerinnen und Bürger im Freistaat Sachsen regelmäßig mit Lebens-mittelspenden, um diesen trotz „schmalen Geldbeutels“ eine gesunde und vor allem ausgewogene Ernährung zu ermöglichen. Die Tafeln schaffen eine Brücke zwischen Überfluss und Mangel. Sie sammeln qualitativ einwandfreie Lebensmittel, die ansonsten im Müll landen würden und verteilen diese an sozial sowie wirtschaftlich Benachteiligte und von Armut bedrohte Menschen – kostenlos oder zu einem geringen symbolischen finanziellen Betrag. Mit über 970 Tafeln in Deutschland und rund 2.000 Ausgabestellen bundesweit verfügt
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Dez., 2025
